1908–1918
Zwischen Boom und Backstein
Die Gründerjahre in Hamburg
Zu Beginn des Jahrhunderts überschreitet die Einwohnerzahl der Stadt Hamburg die Millionengrenze und das Wohnungsproblem rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Hamburg reagiert mit neuen Bauverordnungen zur Sicherung gesunder Wohnverhältnisse: Es entstehen räumlich voneinander getrennte Wohn- und Arbeitsquartiere, die Arbeiterviertel werden in Außenbezirke verlagert. Die Reformbewegung in Kunst und Kultur findet mit dem Hamburger Alfred Lichtwark eine ihrer Galionsfiguren und sorgt für den Durchbruch des roten Backsteins.
1918–1933
Kontore, Krisen und Reformen
Hamburger Aufbruchszeiten
Politische Unruhen, Inflation und Wohnungsnot prägen die ersten Jahre der Weimarer Republik in Hamburg. Reparationszahlungen und Krisen schwächen die Hafenwirtschaft, der Neubau von Wohnungen kommt nur langsam in Gang. Doch zugleich ist überall Aufbruch spürbar: Demokratisierung, Reformbewegung und Arbeiterrechte, Frauenerwerbstätigkeit und sinkende Familiengrößen erfordern neue Wohn- und Arbeitsbedingungen. Staatliche Wohnungsbau- und Sozialpolitik, Neue Sachlichkeit und Neues Bauen verändern das Hamburger Stadtbild.
1933–1945
Vom Größenwahn der Führerstadt
Hamburgs Planungen im Dritten Reich
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 beendet auch die autonome Hamburger Wohnungsbaupolitik, die nun den Zielen des Dritten Reichs zu folgen hat. Hitlers antimoderne Rassen-Ideologie idealisiert ländliche und kleinbürgerliche Lebensformen im Gegensatz zu Großstädten wie Hamburg. Im Zuge der sogenannten „Stadtgesundung“ sollen Ballungsräume mit Widerstandspotential zerschlagen werden.
Hamburg soll zu einer von fünf „Führerstädten“ umgestaltet werden. Ab Sommer 1943 werden diese Pläne mit den massiven Luftangriffen schnell begraben. Die Bombardierungen der Alliierten zerstören neben Hafen- und Industrieanlagen ganze Stadtteile. Insgesamt werden 50 Prozent des Hamburger Wohnraums vernichtet, über 37.000 Menschen kommen im Feuersturm um.
1945–1960
Von Nissenhütten zu Hochhausstädten
Wiederaufbau mit vereinten Kräften
Die „Stunde Null“ zeigt Hamburg als ein riesiges Trümmerfeld – ganze Stadtviertel sind zerstört. Die Wohnungsnot ist allgegenwärtig. Viele Menschen finden Unterschlupf in Nissenhütten – provisorischen Wellblechbaracken, benannt nach ihrem Erfinder, dem britischen Offizier Norman Nissen. Der Wiederaufbau Hamburgs folgt den Maßstäben der Klassischen Moderne: aufgelockerte, durchgrünte Quartiere mit einer weiteren Funktionstrennung von Wohnen und Arbeiten. Die architektonisch markantesten Neubauten dieser Zeit sind neben den Grindelhochhäusern der Alsterpavillon und das Pressehaus des Axel-Springer-Verlags von dem Architekten Ferdinand Streb.
1960–1975
Die Stadt erweitern im großen Stil
Großwohnsiedlungen
1960 sind die im Krieg zerstörten Stadtviertel Hamburgs weitgehend wieder aufgebaut. Nun sollen an der Peripherie der Großstadt neue Wohnsiedlungen in großem Stil entstehen. So entstehen neue Stadtquartiere wie Osdorfer Born, Steilshoop, Kirchdorf-Süd und Mümmelmannsberg. Die Funktionstrennung von Arbeiten und Wohnen setzt sich weiter fort. Wohnen im Grünen mit Blick ins Weite wird für viele Innenstadtbewohner zum Ideal – die neuen Hochhauskomplexe sind eine attraktive Alternative zu ihrer Altbauwohnung. Auch in innerstädtischen Quartieren werden solche neuen Hochhauskomplexe gebaut.
1975–1990
Die Stadt sanieren und erneuern
Wiederentdeckung des Urbanen
In den siebziger Jahren setzen die Stadtplaner anstelle großräumiger Stadterweiterungsprojekte Einfamilienhausprogramme, Modernisierungs- und Sanierungskonzepte auf die Tagesordnung. Verstand man bisher unter Sanierung den Abriss alter Wohnquartiere und den kompletten Neubau, so beginnt man nun mit Bestandserhaltung, Modernisierung und Stadterneuerung. Mit diesem Wandel einher geht die Wiederentdeckung der Stadt als urbanem Lebensraum. Statt die Nutzungstrennung von Wohn- und Arbeitsbereich weiter fortzuschreiben, besinnt man sich auf Funktionsmischung, Modernisierung und Erneuerung vorhandener Strukturen.
1990–2000
Aufbruch- und Wendezeiten
Hamburg gewinnt Hinterland
Die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 öffnet Hamburg plötzlich ein weites Hinterland – die Metropole wird zum neuen Handels- und Wirtschaftszentrum für den gesamten nord-, mittel- und osteuropäischen Raum. Das hat auch Konsequenzen für den Wohnungsbau und die Stadtentwicklung: Allein 1990 verzeichnet Hamburg einen Bevölkerungszuwachs von 100.000 Menschen.
Alte Planungskonzepte für Großprojekte wie Allermöhe werden wieder aus der Schublade geholt.
2000 bis 2010
Neues Wohnen – neues Arbeiten
Zurück in die Stadt
Ende der neunziger Jahre reift die Idee, die Stadt Hamburg zum Wasser hin zu öffnen und brachliegende Hafenflächen für neue Stadtquartiere zu erschließen. 1997 wird das europaweit größte Stadtentwicklungsprojekt der Jahrtausendwende – die Vision der HafenCity .- präsentiert. Die HafenCity gilt schon heute als wegweisendes Beispiel für Arbeiten und Wohnen in der Stadt der Zukunft. Dem Ziel, als Metropole zu wachsen, folgt die Hamburger Politik 2002 mit ihrem neuen Leitbild „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“ und setzt neue Maßstäbe für die Zukunft der Metropole auch mit der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg von 2007 bis 2013.
2010 bis heute:
Hamburg wächst
Blick nach Süden und Osten
Zukunftsfähigkeit in Zeiten des Wachstums – das heißt Potenziale aufdecken und an bestehende Qualitäten anknüpfen: Mit der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg, durch die der vonseiten der Stadt Hamburg angestrebte „Sprung über die Elbe“ endgültig gelingen soll, rücken die zentral gelegenen, aber lange vernachlässigten Stadtteile Wilhelmsburg, Veddel sowie der Harburger Binnenhafen in den Fokus der Stadtentwicklung. Bis 2013 werden hier 70 verschiedene Projekte realisiert – vom Bildungszentrum bis zum Energiebunker.
Seit 2014 geht es gen Osten, „Stromaufwärts an Elbe und Bille“. Das Ziel des gleichnamigen Senatskonzeptes: Hamburgs östliche Stadtteile am Wasser – von Hammerbrook über Borgfelde, Hamm, Horn, Rothenburgsort, Billbrook bis Billstedt und Mümmelmannsberg – wieder näher an die Stadt rücken.